Die Dammbruchkatastrophe im Eschbachtal

16. August 1932 -- Plötzlich brach die Hölle los.

 

Sanfte, sattgrüne Wiesenhänge - einige kleine Gehöfte: so sah es damals im Jahre 1932 im Eschbachtal aus. Auch heute noch lohnt es sich abseits der Autobahn A 4 Köln - Olpe, über die B 55 von Bensberg nach Untereschbach zu fahren, um einen Eindruck von der Idylle des Tales zu gewinnen.

Nichts deutet in der friedlichen Sommernacht zum Dienstag 16. August 1932, auf die Katastrophe hin, die sich hier ereignen soll. Im Gehöft Peter Hohn lag alles im ersten Schlummer, als das Unheil hereinbrach: "Wir vernahmen ein Rauschen, so ähnlich, als wenn ein starker Regen mit Hagelschlag niederging", berichtete am nächsten Morgen einer der Hausbewohner. Ein anderer Bewohner des Eschbachtales wusste zu berichten: "Ein gewaltiges Rauschen und Donnern durchtoste das sonst so ruhige Eschbachtal und weckte die Bewohner aus dem ersten Schlummer. "Etwas Schauriges, Elementares ging draußen vor - das wurde allen durch die Macht des Geräusches sofort klar".  Was war geschehen?

Oben am Hang, dort wo heute der Bau - bzw. Betriebshof der Stadt liegt, lag der Schlammweiher der "Grube Weiss". In diesem Weiher wurden die Abwässer der sogenannten "Flotation" eingeleitet. Flotation heißt in der Bergmannsprache ein Aufbereitungsverfahren, bei der Gesteins - und Erdteilchen getrennt werden durch Beigabe einer Flüssigkeit, die sich unterschiedlich mit beiden Bestandteilen verbindet.

Zumeist benutzt man hierzu eine Ölflüssigkeit. Der taube Restschlamm aus Abraum, Wasser und Scheideflüssigkeit wurde anschließend in den Schlammweiher an der besagten Stelle geleitet. Quer durch das Tal hatte man zur Anlage des Weihers einen Damm geschüttet, der die Schlamm - und Wassermassen zurück halten sollte. Dieser Damm war wohl zu schwach ausgelegt und auch mit Feuchtigkeit durchdrungen, dass ein Teil des Damms in der Unglücksnacht talseitig abrutschte, und der stinkende Inhalt des Schlammweihers sich durchs Tal in Richtung Sülz ergoss.

Das liebliche Eschbachtal wurde dadurch zu einer hässlichen grauen Mondlandschaft. Grauer Schlamm bedeckte alles auf einer Länge von zweieinhalb Kilometer bis durch den Ort Untereschbach.

Die heutige Strasse B 55 von Bensberg nach Untereschbach wurde damals unterspült und fortgerissen. Die Gehöfte im Tal verwüstet und zerstört wie nach einem Bombenangriff. Ein Bild der Verwüstung bot das Gehöft des Herrn Peter Hohn. Durch die kolossale Wucht der Schlamm - und Wassermassen waren die Gefache der Stall - und Wirtschaftsgebäude eingedrückt worden. Ein Schuppen war  vollkommen weggeschwemmt worden. Balken, Bretter, Pfosten, Heu - und Strohreste lagen zerstreut im verschlammten Gelände umher. Vier der sieben Kühe des Bauern erstickten in den Schlamm - und Wassermassen. Völlig begraben auch eine Hühnerfarm, nur das Dach des Hühnerschuppens ragte noch aus dem Schlamm heraus. Alle Hühner tot, begraben unter der grauen Flut.

Im Hofraum der Brennerei Vogel in Untereschbach stand der Erzschlamm meterhoch. Stechender Gasgeruch aus einer von der Flutwelle zerfetzten Gasleitung. Hierzu auch noch den widerlichen Ölgestank des Klärschlammes und den Ausdünstungen der verendeten Tierleiber.

Gottseidank, es gab keinen Verlust an Menschenleben zu beklagen. Es dauerte Monate, bis die Häuser und Gärten vom zähen Schlamm befreit und die Schäden beseitigt waren.

 

 

So sah es unterhalb der Bruchstelle aus.

Im Innenhof der Eschbacher Mühle. Das Foto entstand während den Aufräumarbeiten. Das Gebäude im Hintergrund ist die eigentliche Eschbacher Mühle.